Hans Gamper – FC Winterthur

Hans Max «Joan» Gamper

*22/11/1877 (Winterthur), †30/7/1930 (Barcelona)

Hans «Joan» Gamper, der Gründer des FC Barcelona und Mitgründer des FC Zürich, war von August 1896 bis Dezember 1897 Aktivmitglied und Spieler des FC Winterthur. Am 13. März 1897 lief er ein einziges Mal für seine Geburtsstadt aufs Feld.

  Zum Artikel «Gamper, Hürlimann und der FCW» in der Winterthurer Zeitung «Der Landbote»

Aktivmitgliedschaften als Fussballer
1894–08.1896 FC Excelsior Zürich Aktivmitglied, 1. Captain
03.1896–11.1896 FC Basel Aktivmitglied, 2 Spiele
08.1896–12.1897 FC Winterthur Aktivmitglied, 1 Spiel (4 Tore)
08.1896–10.1898 FC Zürich Aktivmitglied, 1. Captain
08.1896–08.1897 17 Spiele
08.1898–10.1898 2 Spiele (2 Tore)
09.1897–07.1898 FC Lyon Rugby-Sektion, Aktivmitglied
11.1899–1903 FC Barcelona Aktivmitglied, 1. Captain, 51 Spiele (120 Tore)
1901/02 Meister der Copa Macaya
1902/03 Sieger der Copa Barcelona
1872

Vater August Gottlieb Gamper (*1849) kommt 1872 im Alter von 23 Jahren als Kaufmann in die wirtschaftlich aufstrebende Stadt Winterthur, um für die «Bank in Winterthur» zu arbeiten (aus der 1912 die SBG und 1998 die UBS werden sollte). 1873 heiratet er die Metzgerstochter Rosina Emma Hässig (*1853) aus Aarau. 1874 kommt Emma Maria zur Welt, 1875 Rosa Emilie.

1877 – Hans Max Gamper wird in Winterthur geboren

Die gut situierte Familie zieht als Mieter in das 1876 erbaute Eckhaus an der Trollstrasse 1063 im Inneren Lind (heute: Jakobsstrasse 7), welches sie später kauft. Hier wird am 22. November 1877 um 7.30 Uhr Hans Max Gamper geboren. Hans ist das dritte von fünf Kindern und der erste Sohn.

1878 – Die Familie zieht nach Langenthal

1878, Hans ist gerade sechs Monate alt, zieht die Familie nach Langenthal und später nach Zürich. 1879 wird Schwester Clara (Anna Klara) geboren und am 1. März 1881 Fritz Max, genannt Fredy.

1886 – Hans Gampers Mutter stirbt

1882 verkauft der Vater das Haus in Winterthur und mietet ein Büro in der Nähe der Zürcher Börse, wo er als selbständiger Börsenagent arbeitet.
Hans Mutter leidet an Tuberkulose. Sie stirbt 1886. Hans Gamper zeigt die Verbundenheit zu seiner Mutter in späteren Jahren dadurch, dass er als Familiennamen oft den Doppelnamen Gamper-Haessig angibt.

Am 8. Dezember 1888 erhält die Familie Gamper das Zürcher Bürgerrecht.

Als Jugendlicher besucht Hans die Kantonsschule und macht eine kaufmännische Lehre im Seidengeschäft Grieder. Der Vater kümmert sich vor allem um seine Geschäfte, die Kinder Hans und Fredy widmen sich dem Sport und auch Clara fährt Rad, was in dieser Zeit für Frauen als nicht schicklich gilt.

Im Sommer 1892 macht der 15-jährige Hans Gamper sportlich ein erstes Mal auf sich aufmerksam: In einem Radrennen auf der Radrennbahn Hardau lässt er etliche Klubfahrer hinter sich.

1893 – Gründung des FC Excelsior

1893 wird in Zürich der Footballklub «Excelsior» gegründet. 1894 wird Gamper Mitglied des Klubs. Er übernimmt das Amt des Materialwarts und wird 1. Captain der Mannschaft. Der 1. Captain leitet das Training und nennt Spielerauswahl und -aufstellung.

1895 – Gründung der Suisse Football Association

Am 7. April 1895 gehört der FC Excelsior Zürich zu den elf Gründervereinen des Schweizerischen Fussball-Verbandes, der Suisse Football Association.

1895 – FC Basel

Am 11. August 1895 wird auf dem Landhof in Basel der Vélodrome de Bâle eröffnet. Hans Gamper siegt als Läufer im Hindernis-Eröffnungsrennen über eine Meile. Seine Tätigkeit als Kaufmann bringt ihn nach Basel. Im März 1896 wird er Mitglied des FC Basel, für den er zwei internationale Spiele bestreitet: Am 29. März 1896 gegen den FC Mülhausen und am 15. November 1896 gegen den Straßburger FV. Zu jener Zeit kann man gleichzeitig in verschiedenen Klubs Aktivmitglied sein. Wohnt man nicht in der Klubstadt oder ist man bereits Mitglied in einem anderen Klub, gilt man als «auswärtiges Mitglied».

Hans Gamper wächst zum kompletten Athleten heran, ist ein hervorragender Radrennfahrer und ein vielseitiger Leichtathlet. Als Fussballer ist er ein Stürmer mit Durchschlagskraft und ein ausgezeichneter Dribbler. 1896 schreibt die deutsche Zeitschrift Spiel und Sport:

«Gamper zeichnet sich durch sein ruhiges Spiel, seine Beweglichkeit und seine Kaltblütigkeit aus.»

April 1896 – Die ersten Olympischen Spiele der Moderne in Athen

Vom 6. bis 15. April 1896 finden in Athen die ersten Olympischen Spiele der Moderne statt, es herrscht Euphorie bezüglich Leistungssportes für Männer. Vor allem Radrennen und Leichtathletik vermögen die Massen zu begeistern.

April 1896 – Gründung des FC Winterthur

Nur drei Tage später, am 18. April 1896, wird in Gampers Geburtsstadt der FC Winterthur als Football-Club «Excelsior» Winterthur gegründet. (Siehe hierzu > fcw1896.ch/gruendungsdatum und > fcw1896.ch/1896-97)

Sommer 1896 – Gründung des FC Zürich

Im Sommer 1896 spaltet sich in Zürich ein Teil der Junioren des FC Excelsior Zürich ab und gründet den Football-Club Turicum. Im Spätsommer 1896 tritt dann fast die gesamte Jungmannschaft aus dem FC Excelsior Zürich aus und gründet mit den Mitgliedern des FC Turicum den FC Zürich. Zu den Gründern gehören der 17-jährige Hans Enderli jun., der 18-jährige Hans Gamper und sein vier Jahre jüngerer Bruder Fredy. Hans Gamper wird 1. Captain des FCZ.

In den Mitgliederlisten des FC Winterthur erscheint der in Zürich wohnende Hans Gamper im August 1896 erstmals als «auswärtiges Aktivmitglied».

FC Winterthur Protokollbuch 1896/97

Am 13. Dezember 1896 spielt der FC Winterthur auf der Schützenwiese das Revanche-Match gegen den FC Zürich. Das Hinspiel vom 22. November hatten die Zürcher 5:2 gewonnen. In den Reihen der Zürcher steht Hans Gamper. In der zweiten Halbzeit schiesst der FCZ vier Tore zum Endstand von 0:4:

«Unter den Spielern, die sich besonders ausgezeichnet haben sind zu nennen: H. Gamper der Kapitän vom Football-Club Zürich als Halfback Center, Imhof als Back, auf unserer Seite Ryley, Capt und Hamburger. An das Wettspiel schloss sich wieder ein grosses Kneipgelage, an dem sich ausser den Mitgliedern der beiden Clubs auch ein Teil vom Cercle Romand beteiligten. Der Abend wurde durch die Reden der beiden Präses und durch zahlreiche Produktionen gewürzt. Die Gemütlichkeit schlug immer höhere Wellen, aber nur zu bald mussten unsere Sportscollegen an die Heimreise denken, und in einem glänzenden Gänsemarsch begleiteten wir sie an den Bahnhof. Gegenseitiges Hip hip hurreh, und der Zug entführte unsere Zürcher Freunde nach ihrem Heimatsort. Es ist dies der erste Match, den wir unter dem Namen Football-Club Winterthur lieferten und wenn wir auch verloren, so liessen wir uns doch nicht entmutigen.»

FC Winterthur Protokollbuch 1896/97 – Match gegen den FCZ am 13. Dezember 1896

Am 18. Dezember 1896 wird im Protokoll die Umbenennung in Football-Club Winterthur festgehalten.

Im FCW-Protokoll vom 4. Februar 1897 steht:

«Eine schöne Überraschung wurde dem Verein zuteil durch ein Geschenk, das uns Köpplin im Namen seiner Mutter überreichte, und zwar in Form eines Stempels. Der Verein dankte durch ein kräftiges Hip Hip hurreh. Ein zweites wurde auf Hans Gamper unser auswärtiges Mitglied angebracht, als uns Savary Mitteilung machte, dass im «Pedal» eine famose Notiz betreffs des Matches mit «Cercle Romand» erschienen sei, deren Schreiber niemand anders sein konnte als Hans Gamper.»

Am 13. März 1897 spielt der FC Winterthur auf der Schützenwiese gegen den «Victor» FC St. Gallen. Hans Gamper spielt als rechter Innenstürmer des FCW.

«Der «Victor» war bloss mit neun Mann aufgerückt, es fehlten zwei Forwards. Natürlich war es ihnen bei diesen Verhältnissen unmöglich, eine kräftige Offensive zu ergreifen, sondern sie mussten sich auf eine möglichst kräftige Defensive beschränken, so dass unser Goalkeeper Bindschedler nicht einen einzigen Schlag zu tun hatte, und der Ausgang des Kampfes konnte deshalb nicht zweifelhaft sein. Im ersten Half-time machte Savary ein Goal, im zweiten Half-time Gamper vier, so dass das Resultat 5 zu 0 war.«

FC Winterthur Protokollbuch 1896/97 – Match gegen den Victor St. Gallen am 13. März 1897. Aufstellung des FC Winterthur: Aufstellung des FC Winterthur: Emil Bindschedler; Louis Hamburger, Meier; Capt, Paul Heubi, Sidney Jacobs; Paul Savary, Hans Gamper, Alfred Spinzio, Arthur Fink, Arthur M. Ryley.

1897 – FC Lyon

Am 30. August 1897 reist Hans Gamper aus beruflichen Gründen nach Lyon. Dort lernt er französisch und spielt als Mitglied des FC Lyon in der Rugby-Mannschaft.

Hans Gamper wünscht den Rücktritt aus dem FC Winterthur, dem am 7. Januar 1898 entsprochen wird:

«Die Herren Hüssy, Stehelin & Gamper werden ihren Austrittsgesuchen gemäss von der Mitgliedertafel gestrichen.»

1898 – Ehrenmitgliedschaft FC Zürich

Am 28. Juli 1898 kehrt Gamper nach Zürich zurück. Nach seiner Ankunft wird er vom FCZ zum Ehrenmitglied ernannt, «als verdienter Förderer des Klubs». Als begeisterter Leichtathlet präsidiert er das am 4. September 1898 stattfindende erste «Athletische Sportfest» in der Hardau, zu dem Läufer aus dem In- und Ausland anreisen. Den 800-Meter-Lauf gewinnt er in Rekordzeit. Auf den durch Hans Gamper und Max Bürgi aus Genf geführten Schweizer Bestenlisten hält Gamper Ende 1898 die Rekorde über 800 Meter und 1600 Meter.

Am 24. September 1898 fusionieren der FC Excelsior Zürich und der FC Zürich. Hans Gamper ist als FCZ-Stürmer für die Meisterschaft 1898/99 vorgesehen und erzielt in zwei Vorbereitungsspielen je ein Tor.

Zum FC Winterthur pflegt Hans Gamper weiter ein freundschaftliches Verhältnis, so amtet er am 23. Oktober 1898 auf der Schützenwiese beim Match gegen den FC Fortuna Zürich als Schiedsrichter:

«Hans Gamper, Ehrenmitglied vom F.C.Zürich & früheres Mitglied unseres Club, hatte das Amt des Referee übernommen, das er dann auch zur vollsten Zufriedenheit ausführte.»

1898 – Barcelona

Am 2. November 1898 aber geht Gamper nach Barcelona, wo er als Buchhalter bei der katalanischen Eisenbahn arbeitet. Er lernt katalanisch und spanisch und nennt sich fortan Joan Gamper Haessig. Joan ist die katalanische Version seines Vornamens Hans. Spätere Reden hält er immer auf Katalanisch. Er stärkt sich im lokalen Schweizerverein mit Ringen, Steinstossen und Hantelübungen, schliesst sich der Evangelischen Kirche der Schweizer an, spielt Tennis und im Bezirk Sarrià-Sant Gervasi mit anderen Protestanten Fussball.

Gamper schreibt für die Zeitung Los Deportes Fussballberichte und amtet als Korrespondent der La Suisse Sportive. Sein Freund Hans Enderli vom FCZ ist derweil Redaktor und – zusammen mit seinem Vater – auch Herausgeber der Zeitung Schweizer Sportblatt.

1899 – Die Gründung des FC Barcelona

Nach einem Jahr in Barcelona sucht Gamper am 22. Oktober 1899 in den «Sportnotizen» der Zeitung Los Deportes Mitglieder für einen Fussballklub:

«Unser Freund und Kollege, Herr Hans Gamper, von der Sektion Foot-Vall der «Sociedad Los Deportes» und früherer Schweizer Meister, bemüht, in Barcelona einige Partien organisieren zu können, erbittet Anhänger des vorgenannten Sports, sich mit ihm in seiner Redaktion in Verbindung zu setzen, damit es möglich werde, sich dienstags und freitags am Abend von 9 bis 11 zu treffen.»

(Übersetzung: Jerzovskaja und Montserrat Bellprat)

«Nuestro amigo y compañero Mr. Kans Kamper, de la Sección de Foot-Vall de la «Sociedad Los Deportes» y antiguo campeón suizo, deseoso de poder organizar algunos partidos en Barcelona, ruega á cuantos sientan aficiones por el referido deporte se sirvan ponerse en relación con el, dignándose al efecto pasar por esta redacción los martes y viernes por la noche de 9 á 11.»

Am 29. November 1899 wird im Gimnasio Solé der Futbol Club Barcelona gegründet. Zwölf Mitglieder sind bei der Klubgründung anwesend: Hans Gamper, Walter Wild, Otto Künzle, Lluís d’Ossó, Bartomeu Terradas, Otto Maier, Enric Ducal, Pere Cabot, Carles Pujol, Josep Llobet, John Parsons und William Parsons. Erster Präsident wird der Engländer Walter «Gualteri» Wild, Hans «Joan» Gamper ist der 1. Captain der Mannschaft. Gespielt wird auf dem Feld in der Mitte der Radrennbahn, wie damals auch in Zürich (Rennbahn Hardau) oder Basel (Vélodrome auf dem Landhof) üblich. Am 8. Dezember 1899 gewinnt der FC Barcelona sein erstes Spiel gegen in Barcelona wohnhafte Mitglieder der Britischen Kolonie im Bonanova Velodrome mit 1:0.

Von 1899/00 bis 1902/03 schiesst Gamper in 51 Partien 120 Tore. In zwei Spielen der Copa Macaya 1900/01 (Am 10/2/1901 bei Franco-Espanyol – FC Barcelona 0:13 und am 17/3/1901 bei Tarragona – FC Barcelona 0:18) und einem Spiel der Copa Barcelona 1902/03 (am 1/2/1903 bei einem 13:0 gegen einen unbekannten Club) gelingen ihm jeweils neun Tore. 1900/01 wird der FC Barcelona Meister der Copa Macaya (Campionat de Catalunya) und 1902/03 Meister der Copa Barcelona.

Nach Gampers Aktivzeit wandelt sich der mehrheitlich protestantische Verein zu einem katholischen Klub, für den sich auch die katholische Elite Kataloniens begeistern kann. Der Klub wird zu einem Symbol der katalanischen Autonomiebewegung.

1907 – Heirat

Am 30. November 1907 heiratet Joan Gamper im deutschen Aachen die katholische Maria Emma Pilloud aus Châtel-St-Denis im Kanton Fribourg. Das Paar wohnt in Barcelona und hat zwei Söhne: Marcel Jorge Maria und Juan Ricardo.

1908 – Erste Präsidentschaft

Auf die Saison 1908/09 hin wird Gamper in Zeiten sportlicher, finanzieller, organisatorischer und politischer Schwierigkeiten nach einer flammenden Rede am 2. Dezember 1908 zum Präsidenten des Vereins gewählt. Dem erfolgreichen Kaufmann Gamper gelingt die finanzielle Rettung des angeschlagenen Klubs, er bewegt abwandernde Mitglieder zum erneuten Einsteigen, regt den Bau des ersten eigenen Stadions für 8000 Zuschauer am Carrer de la Indústria an und stellt die Mannschaft neu auf. Am 14. Oktober 1909 endet seine Präsidentschaft.

1910 – Zweite Präsidentschaft

Ein Jahr darauf wird Gamper am 17. November 1910 erneut Präsident. Ab 1910 bis zum Ersten Weltkrieg 1914 gewinnt der FC Barcelona vier von fünf Austragungen des Copa dels Pirineus, der ersten internationalen Klubmeisterschaft Kontinentaleuropas, die zwischen südspanischen, baskischen und südfranzösischen Klubs ausgetragen wird.

Ab 1910/11 verschlechtern sich die Beziehungen zwischen dem FC Barcelona und dem Spanischen Verband. 1912/13 sind auch die Beziehungen mit dem Katalanischen Verband an einem historischen Tiefpunkt angelangt und der Klub tritt aus beiden Verbänden aus. Gamper tritt am 30. November 1913 als Präsident ab. Der FC Barcelona hat inzwischen mehr als tausend Mitglieder.

1913–1918 – Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs hat Gamper mit geschäftlichen Problemen zu kämpfen: Seine Kolonialwaren-Handelsfirma Gamper y Mir kommt nicht in Schwung. Und auch politisch treten Probleme auf: Weil er aktiv mithilft, Hilfsgüter für die Deutsche Evangelische Gemeinde und ihre Mitglieder zu beschaffen, wird er als «deutschfreundlich» verschrien.

1917 – Dritte Präsidentschaft

Am 17. Juni 1917 wird er zum dritten Mal an die Spitze des FC Barcelona gewählt. Mit Jack Greenwell engagiert und bezahlt er für die Saison 1917/18 erstmals einen professionellen Coach. Der Klub ändert die Sprache offiziell von Spanisch zu Katalanisch und wird immer mehr zu einem Symbol katalanischer Identität. 1919 wird der berühmte Ricardo Zamora als Torhüter engagiert. Vermutlich wird dieses Engagement von Gamper bezahlt. Am 29. Mai 1919 stirbt Gampers Vater. Am 19. Juni 1919 tritt Gamper als Präsident zurück.

1920 reist Gamper mit der katalanischen Delegation an die Olympischen Spiele nach Antwerpen, um bei Pierre de Coubertin für Barcelona als Austragungsort zu werben.

1921 – Vierte Präsidentschaft

Am 17. Juli 1921 wird Gamper zum vierten Mal Präsident. Der FCB wird in der Saison 1921/22 sowohl Spanischer als auch Katalanischer Meister. Gamper lanciert eine Kampagne, um Klubmitglieder anzuwerben. Zum Ende der Saison 1922/23 hat Barça mehr als 20’000 Mitglieder. Am 22. Mai 1922 wird das Stadion Les Corts mit einer Kapazität von 22’000 Zuschauern eröffnet. Gamper tritt am 29. November 1923 zurück.

1924 – Fünfte Präsidentschaft

Einige Monate vor den Feierlichkeiten zum 25-Jahre-Jubiläum des Clubs wird er am 1. Juni 1924 zum fünften Mal Präsident. Am 24. Juni 1925 wird ein Freundschaftsspiel zu Gunsten des katalanischen Volks-Chores Orfeó Català organisiert. Die vor dem Match aufspielende Kapelle der britischen Royal Marines stimmt die spanische Hymne an und wird daraufhin von den 14’000 anwesenden Zuschauern ausgepfiffen und niedergebuht.

1925 – Gamper wird entmachtet

Am 17. Dezember 1925 wird Gamper und die gesamte Klubführung von Militärdiktator Miguel Primo de Rivera wegen «katalanischem Nationalismus» entmachtet. Gamper wird des Landes verwiesen und das Stadion für sechs Monate geschlossen. Gamper muss schriftlich garantieren, dass er nie mehr als Klubpräsident amten wird.

1929 – Wirtschaftlicher Niedergang

Infolge der weltweiten Wirtschaftskrise verliert Joan Gamper am 24. Oktober 1929 beim Börsencrash an der Wall Street in New York sein Vermögen, er hatte in Zuckerrohr aus Kuba investiert.

1930 – Selbstmord

Am 30. Juli 1930 erschiesst er sich in seinem Haus an der Calle Girona 4 in Barcelona. Tausende folgen dem Trauerzug zum Friedhof auf dem Montjuic.

Unter Gampers Führung gewann der FC Barcelona elf Copa Macaya (Campionat de Catalunya), einen Copa Barcelona, sechs Copa del Rey (Campeonato de España) und vier Copa dels Pirineus.

1955 will der FC Barcelona seinem im Bau befindlichen neuen Stadion den Namen des Gründervaters geben, doch der spanische Staatschef Diktator Franco stellt sich dagegen: Der ein Vierteljahrundert zuvor verstorbene Gamper gilt noch immer als Unterstützer der Unabhängigkeit Kataloniens und als Feind des Regimes.

In Katalonien ist Gamper heute ein Held. In Gedenken an ihn organisiert der FC Barcelona seit 1966 jedes Jahr in der Vorsaison ein Turnier um die Joan-Gamper-Trophäe. Im Museum des FC Barcelona hat er einen grossen Platz erhalten. Und auch die 2006 in Sant Joan Despi eröffnete Fussball-Akademie trägt seinen Namen: Ciutat Esportiva Joan Gamper.

Der FC Barcelona zählt 2014 über 177’000 Mitglieder. Das Stadion Camp Nou fasst 99’354 Zuschauer und kann damit annähernd die Bevölkerung Winterthurs aufnehmen.

Seit heute wissen wir, dass Hans «Joan» Gamper Aktivmitglied und Spieler des FC Winterthur war. In der Welt des Fussballs ist dies eine kleine Sensation.

Jerzovskaja, 18. September 2014

Hans Gamper – FC Winterthur Football Heroes


(*) Am 7. April 1895 finden sich auf Anregung des Grasshopper Club Zürich elf Vereine ein, die in der Folge die Schweizer Football Association SFV gründen:

  • Grasshopper Club Zürich, gegründet 1886
  • Lausanne Football and Cricket Club, gegründet 1860 (der älteste bekannte Klub Kontinentaleuropas)
  • FC La Villa Ouchy, gegründet 1895
  • Neuchâtel Rovers FC, gegründet 1893 (später: FC Neuchâtel, Fusion zu FC Cantonal Neuchâtel, Fusion zu Neuchâtel Xamax FC)
  • Yverdon FC
  • FC Excelsior Zürich, gegründet 1893
  • FC St. Gallen, gegründet 1879 (der älteste noch bestehende Klub Kontinentaleuropas)
  • FC Basel, gegründet 1893
  • Anglo American FC Zürich
  • FC Châtelaine Genève
  • Villa Longchamp Lausanne
Quellen:
  • Originale Protokollbücher des FC Winterthur 1896 bis 1897
  • Stadtarchiv Winterthur
  • Ausstellung Museu del FC Barcelona
  • Rekordstatistiken des FC Barcelona
  • Kurzporträt des FC Barcelona
  • Emma Gamper Soriano: «De Hans Gamper a Joan Gamper – Una biografia emocional», Verlag Clavell Cultura SL, 2008
  • Ines Meili Ott: «Hans Gamper: Der Mann hinter dem Mythos» (im «Jahrbuch Winterthur 2010», Verlag Stiftung Edition Winterthur, 2009)
  • Saro Pepe Fischer & Res Mezger: «Zürich–Barcelona einfach» (in Michael Lütscher, Hrsg. FC Zürich: »Eine Stadt, ein Verein, eine Geschichte – Der FC Zürich von 1896 bis heute», Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2010)
  • Ausstellung «Hans Gamper – Der rotblaue Fussballpionier» im Sportmuseum Basel (FC Basel 1893 Museum), 2010

Dieser Text wird laufend ergänzt, korrigiert und nachgeführt. Da sich Quellen zum Teil widersprechen und vieles, was über Gamper geschrieben wurde, sich nur mühsam verifizieren lässt und oftmals ganz einfach falsch ist, sind Fehler im obigen Text leider nicht ganz auszuschliessen.